Donnerstag, 15. Oktober 1998 - Yanahurco

Es giesst in Strömen. Es hat bis auf ca. 4000 m Höhe geschneit, zum Glück sind wir gestern zurückgekommen. Fernando sagt beim Morgenessen, dass wir heute aufs Reiten verzichten müssen wenn das Wetter nicht besser wird. Sogar Paccari hat sich in den Schutz der überdachten Gehwege zurückgezogen.

Lothar organisiert ein Billardturnier und ich schreibe dieses Tagebuch weiter. Nicole nützt die Zeit zum Karten schreiben. Als es gegen Mittag besser wird, holen die Chacras unsere Pferde, satteln sie und nach dem Essen gehen wir unter Führung von Fernando auf einen Ausritt. Die Pferde sind ausgeruht und es geht bergauf zu einem Aussichtspunkt. Unterwegs entdeckt Fernando ein totes Lama. Einer der Chacras wird zurückgeschickt, um Leute zu organisieren, die das Lama häuten werden. Auf dem weiteren Weg zum höchsten Punkt des Rittes sehen wir in der Ferne Condore kreisen. Fernando bestimmt, dass wir hier warten. Dann würden diese grössten flugfähigen Vögel der Welt über uns hinweg ziehen.

Tatsächlich 2 - 3 Minuten später ziehen 3 Condore über uns hinweg und zwar so nahe, dass wir den Wind durch ihre Flügel rauschen hören. Dieses Erlebnis ist so einmalig und majestätisch, ein Privileg es zu erleben. Moncho hatte den Fotoapparat dabei, mit meinem Film geladen, wir werden sehen ob die Fotos was geworden sind. Diese Vögel müssen unter allen Umständen geschützt werden und auch sie in einem Zoo einzusperren ist eine Schande. Wir hoffen dass das ProCon (Projekt Condor) Projekt, das in Yanahurco durchgeführt wird, ein Erfolg wird.

Auf dem Rückweg fragt uns Fernando, ob wir den einfachen oder etwas steileren Weg bevorzugen würden. Wir wählen nach sehr kurzer Diskussion den einfacheren. Im Abstieg fragen wir uns, wie der steilere ausgesehen hätte. Die letzten paar Meter versuchen es einige von uns mit Trab oder gar Galopp. Aber während dem Moncho, Fernando und die Chacras wie angewachsen im Sattel sitzen, ist es uns Flachlandcowboys unmöglich diese Schritte auszusitzen.

In der Hacienda angekommen heisst es erstellen und abgeben der Gummistiefel und Hüte. Nach einer Dusche ruft uns Edu schon zum Nachtessen. Anschliessend geht das Billiardturnier weiter, nur kurz unterbrochen von der Verteilung der Reitdiplome. Lothar gewinnt das Turnier. Fernando hat "aus Versehen" die 8 versenkt. Heute wird der Generator erst nach Mitternacht ausgeschaltet. Das Billiardturnier und der Gedankenaustausch am warmen Kamin lassen den Abend sehr kurz erscheinen.

Bilder und Text © meinereisen.com letzte Aenderung: 11.06.2000