Um 7 Uhr ging es heute bei kühlen 15°C nach dem Frühstück zum letzten 
    Game Drive dieser Reise in den Sariska-Park, der die übliche Vergangenheit 
    eines Jagdparks aufweist. 1947 wurde er an den Saat übergeben und 1955 die 
    ersten 195 km2 zum Sanctuary erklärt. Seit 1979 ist er ein Tiger-schutzgebiet 
    von 800 km2 Fläche, das in die drei Teilgebiete Nord, Mitte und Süd eingeteilt 
    ist. Die Aravalli-Bergkette mit der höchsten Erhebung von 1'722 Meter im Mt. 
    Abu-Massiv bildet die Wasserscheide zwischen Indus und Ganges. Sie lässt sich 
    über 800 km von Gujarat bis nach Delhi verfolgen. Entsprechend wild und zerklüftet 
    ist die Parklandschaft grösstenteils. 
Wir hatten zwei neue Gipsy Jeeps zugeteilt erhalten. Unser Driver und Führer 
    nahm spontan das Reserverad hinter dem Beifahrersitz weg und montierte es 
    an der Hintertüre, damit ich mehr Platz zur Verfügung hatte. 
 
    Als erstes fuhren wir zu einem am Vortag vom Tiger gerissenen Wasserbüffel, 
    dessen Kadaver mittlerweile stark aufgedunsen zum Himmel stank. Obwohl aus 
    der Umgebung immer wieder Alarmrufe von Languren zu hören waren, zeigte sich 
    die Herrin oder der Herr der Beute nicht. 
Wir brachen deshalb die Warterei ab und fuhren Richtung Pandupol zum Hanuman-Tempel. 
    Neben der Strasse entdeckten wir ein Paar Goldschakale, von denen der eine 
    deutlich hinkte. Als wir an ihnen vorbeigefahren waren, wechselten sie auf 
    die bequemere Strasse und kamen recht nahe an unsere wartenden Fahrzeuge heran, 
    bevor sie sich wieder ins Gebüsch zurückzogen. Auf einem Baum nahe der Strasse 
    sassen drei junge, noch nicht völlig ausgefärbte Bengalengeier. 
 
    Bei einem kurzen Zwischenhalt bei der Ranger-Station Kalighati kamen zutrauliche 
    Wanderelstern auf die Hand geflogen, um sich das angebotene Futter zu holen. 
    Die Dschungel-Drosslinge waren scheuer und hielten sich lieber an die Körner 
    und Brosamen, die auf den Boden fielen.
 Längs einem fast ausgetrockneten Rinnsal ging es tiefer in den Talkessel 
    hinein, vorbei an einer Tränke, an der eben eine Gruppe von Axis-Hirschen 
    ihren Durst stillte. Das Tal wurde immer enger und liess schliesslich auf 
    längere Strecken nur noch Platz für den kleinen Bach und eine enge Strasse. 
    Auf dieser und auf der Begrenzungsmauer gegen den Wasserlauf sassen ganze 
    Languren-Familien mit Kind und Kegel. Sie liessen sich von einer Gruppe von 
    Fussgängern füttern und folgten dem von diesen ausgelegten Futter.
 
     
Vor dem Tempel des Affengotts Hanuman wartete, wie könnte es anders sein, eine Gruppe von Rhesus-affen auf Gaben von Pilgern. Wenn sie nur fotografiert wurden, begannen sie zu drohen und machten Anstalten, uns anzuspringen. Etwas weiter oben war die Strasse zu Ende. Über in den Fels gehauene Stufen ging es hoch zum Ursprung eines Wasserfalls, der allerdings nur während der Regen-zeit zu sehen ist. Zur Zeit waren nur noch einige mit grünen Algen überwucherte Tümpel davon übrig. Dort oben in einer Höhle soll früher ein Mönch als Einsiedler gelebt haben. Auf dem Rückweg wollten wir nochmals an dem Riss vorbeifahren.
 
    Auf dem Weg dorthin fanden wir die frischen Fussspuren einer Tigerin mit 
    einem Jungen. Wahrscheinlich hatten die beiden die Warnrufe ausgelöst, die 
    wir am frühen Morgen gehört hatten. Beim Kadaver war alles ruhig, ausser den 
    Tausenden von Fliegen, die sich in den Verletzungen am Hals und der aufgerissenen 
    Bauchhöhle niederliessen. Die inzwischen wieder auf tropische Werte angestiegene 
    Temperatur hatte die Gasproduktion in Magen und Darm angekurbelt, so dass 
    diese kurz vor dem Platzen zu stehen schienen. Aber wie gesagt kein Tiger 
    weit und breit. 
 
    Nachdem Lunch verabschiedeten wir uns von Lamba, der eine Mitfahrgelegenheit 
    nach Bharatpur gefunden hatte und brachen kurz vor 14 Uhr zum 160 km entfernten 
    Delhi auf. Vorerst ging es wieder auf engen Strassen talauswärts bis wir auf 
    die Autobahn kamen. Unterwegs machten wir in einem wunderschönen Resort, das 
    Harish von früheren Aufenthalten her kannte, einen Tee-Halt. Die Autobahn 
    war über längere Strecken noch immer im Bau, was bedeutete, das der Verkehr 
    immer wieder von einer Spur auf die andere übergeleitet wurde, Dies war einem 
    hoch beladenen Lastwagen zum Verhängnis geworden, er war beim Spurwechsel 
    einfach auf die Seite gekippt und hatte dabei seine gesamte Ladung verloren. 
    Zwischen-durch kamen uns auf unserer Seite nicht nur Geisterfahrer, sonder 
    auch Geisterkamele entgegen. Je näher wir an die Stadtgrenze von Delhi kamen, 
    desto dichter wurde der Verkehr. Oft ging es nur noch stockend voran, wobei 
    jede Lücke genutzt wurde, auch wenn dabei links überholt werden musste, aber 
    zu einem eigentlichen Stillstand oder Stau kam es nie.
Um 18.50 Uhr trafen wir vor dem Hotel Vasant ein und hatten auf Wunsch von Harish nur eine knappe halbe Stunde zum Duschen und Umziehen zur Verfügung, bevor wir zum Bistro zu einer Tanzveranstaltung und zum Dinner fahren sollten. Unmittelbar nach der Ankunft im Hotel hatte ich Akbar Hussain wie vereinbart auf seine Natel-Nr. 98 101 63 575 angerufen und ihn - auch im Namen von Harish - zum Dinner eingeladen. Doch er fand leider nur Zeit für ein kurzes Treffen in der Hotelhalle. Er konnte mir nur ganz kurz erzählen, dass ihm sein Partner, von dem er sich mittlerweile getrennt hatte, die Post von Peter von Arx unterschlagen hatte. Er hätte die verschiedenen Faxe erst im vergangenen Januar per Zufall zu Gesicht bekommen. Er sei nun daran ein eigenes Geschäft aufzubauen und hätte gerade in der Nähe Räume dafür besichtigt. Er wolle Peter so rasch wie möglich seine neue Adresse senden und werde vermutlich im Frühsommer in die Schweiz kommen und sich dann bei Peter und mir melden.
 
    Mehr Zeit hatten wir nicht, da die Gäste und Harish zum Aufbruch drängten. 
    Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser Ziel in der Stadt und fuhren zur Dachterrasse 
    des Restaurant Bistro hoch. Dort war die Tanzdarbietung schon im Gange. Sie 
    war übrigens wie das nachfolgende Dinner ausgezeichnet. Von der Terrasse bot 
    sich eine atemberaubende Aussicht auf die beleuchtete Stadt und die Gemäuer 
    eines alten Palastes, in denen gerade eine Riesenbühne für eine Mammutveranstaltung 
    im Rahmen der Jahrtausendwende aufgebaut wurde. Alle paar Minuten setzte ein 
    Flugzeug auf dem nahe-gelegenen Flugplatz zur Landung an. Hier oben wehte 
    ein steifer Wind und es war eher kühl. Beat hatte uns jedoch aufgrund seiner 
    früheren schlechten Erfahrung gewarnt und so hatten wir Jacken und/oder Pullovers 
    mitgenommen. 
 
    Harish stellte uns noch seinen Chef Mr. Kishen Singh Bhati vor, der an 
    einem Nebentisch mit einem Geschäftsfreund dinierte. 
Als wir schliesslich zum Bus zurückkehrten liefen dem Driver die Tränen über das Gesicht. Harish erzählte uns, er habe eben am Telefon erfahren, dass sein Onkel, der ihn anstelle seiner Eltern aufgezogen hatte, gestern Nacht nach schwerer Krankheit gestorben sei. Unser Driver, der mit uns unterwegs gewesen war, hatte nicht einmal von ihm Abschied nehmen können. Nun habe er um sofortigen Urlaub gebeten, um als Ältester der Familie die Beerdigung in die Weg leiten zu können. Er habe jedoch nicht zustimmen können, da er uns morgen früh noch zum Flughafen fahren müsse. Wahrhaftig ein trauriger Abschluss dieses gemütlichen Abends, der uns allen in die Knochen fuhr. Wir hatten seine ruhige, zuverlässige Art und seine sichere Fahrweise inmitten des hektischen indischen Strassenverkehrs in der vergangenen Woche sehr schätzen gelernt.
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