Schon um 5 Uhr polterte der Nachtwächter an meine Tür und holte mich ans Telefon, das jedoch stumm blieb. Um 06.15 Uhr rief dann Peter schon wieder an mit der Nachricht, er habe bei Meridian noch niemanden erreichen können, jedoch je einen Fax an unseren künftigen Zielorte abgeschickt. Er lasse mir Kopien davon zukommen.
 
    Wir liessen uns die gute Laune nicht verderben und erlebten eine wunderschöne 
    Bootsfahrt in den Morgen hinein. Neben zahlreichen Vögeln sahen wir Nilgau-Antilopen 
    und auf der Heimfahrt versuchten einige Meter vor uns etwa ein halbes Dutzend 
    Sambar-Hirsche den Kanal mit gewaltigen Sprüngen zu überspringen. Dies gelang 
    den meisten jedoch nicht, was zu einem gewaltigen Geplantsche im Kanal führte. 
    
 
    
Nach dem Morgenessen verabschiedeten sich die deutsche Pianistin und Mr. Mathur, der sie nach Delhi begleitete, von uns. Wir machten uns wieder auf Richtung Keoladeo-Tempelchen auf und statteten auch den Tafeln, die von den Beutezügen der Vizekönige und Maharajas zeugen, einen Besuch ab. An einem einzigen Tag hatten über 4'000 Vögel ihr Leben lassen müssen. Die Teiche und der dafür notwendige etwas höher gelegene Wasserspeicher waren ursprünglich eigens dafür angelegt und bis 1930 ständig ausgebaut worden, um möglichst viele Vögel für den Maharaja von Bharatpur und seine Jagdgäste anzulocken. 1956 wurden 29 km2, 8.5 km2 davon Wasserflächen, zum Schutzgebiet erklärt. 1981 erhielt Keoladeo den Status eines Nationalparks.
Für die Bauern der Umgebung war dies ein harter Schlag, denn ab sofort durften sie ihr Vieh nicht mehr im Park weiden lassen und sie dort zur Tränke führen. Immerhin helfen sie die Wasserflächen vor dem kompletten Verkrauten zu bewahren, indem sie das Wassergras zu bestimmten Zeiten ernten und ihren Kühen zu Hause verfüttern. Erst gegen 13 Uhr kehrten wir in die Lodge zurück, nachdem wir noch vergebens nach Pythons Ausschau gehalten hatten. Aber ausser einer Schwanzspitze in einem Loch sahen wir nichts. Dafür begegneten wir dem Rikshafahrer, der bei unserem letzten Besuch mit einem eingegipsten Arm gearbeitet und Nicole und Beat herumgefahren hatte.
 
    Lamba berichtete, er sei von Peter von Arx, von Meridian Holidays Mumbai 
    und Delhi angerufen worden. Ich erstattete den Gästen ihre gestrigen Auslagen 
    für die Rikshas zurück, nachdem ich bei Alfred US$ gegen Indian Rupies hatte 
    tauschen können. Um 13.30 Uhr kam ein Anruf von Mr. Topivala, der mich scheinheilig 
    fragte, worüber wir uns zu beklagen hätten. Ich sagte ihm, im Moment über 
    nichts mehr, aber ich würde in Zukunft sicher nie mehr eine Reise leiten, 
    die von Meridian gemanagt werde. Darauf blieb es einige Augenblicke still 
    in der Leitung. Anschliessend informierte er mich, dass wir morgen am Bahnhof 
    von Sawai Madhopur abgeholt würden. Für den ersten Game Drive hätten wir ein 
    Spezialfahrzeug, einen sogenannten Canter, einen topless Bus. Für den folgenden 
    Tag stünden zwei Jeeps bereit, obwohl von Peter drei geordert worden waren. 
    Er hätte einen dritten bestellt - reichlich spät, wie ich entgegnete. Ich 
    bedankte mich für den Anruf und beendete das Gespräch. 
 
    Um 17 Uhr starteten wir wunschgemäss zu einer zweiten Bootstour und erlebten 
    einen Sonnen-untergang wie im Bilderbuch. Auf dem Rückweg fanden wir im Bookshop 
    des Parks das schon lange gesuchte Bestimmungsbuch „Mammals of the Indian 
    Subcontinent" von K.K. Gurung und Raj Singh. Vor dem Nachtessen lud uns Lamba 
    in sein Hotel ‚Eagle's Nest' zu einem Apéro ein. Zusammen mit seinen Bekannten 
    und Freunden sassen wir bald gemütlich in dem neu erstellten Speisesaal und 
    genossen indische Drinks und Appetithäppchen. Hätten wir uns nicht zum Nachtessen 
    in der Lodge angemeldet gehabt, wir wären wohl noch lange sitzen geblieben. 
    Walter war leider nicht dabei gewesen, weil er sich nach der Rückkehr von 
    der Bootsfahrt gar nicht wohl gefühlt hatte. 
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