Ranthambhore Nationalpark / The Sawai Madhopur Lodge

Auch heute war Track 2 geschlossen, als wir uns um 06.30 Uhr auf die Frühpirsch machten. Nach langem Palaver am Eingang erhielt unser Jeep den Track 4 und den Ranger Sharif, den ich von 1996 her kannte zugeteilt. Die andere Hälfte der Gruppe hatte mit dem Track 1 zu beginnen. Unterdessen kursierten die unterschiedlichsten Gerüchte über die Gründe für die Sperrung von Track 2, der attraktivsten Route im Park. Die einen sprachen von einem BBC-Team, das gerade am Filmen sei und unseren Leuten waren Japaner mit Funkgeräten begegnet. Der Ranger äusserte seinen Unmut über die Parkleitung, die einfach alles willkürlich reglementiere und damit die Touristen verärgere und ihnen, den Parkrangern die Arbeit erschwere und schliesslich auch verleide. Gefahren wurde auch heute wieder im Konvoi und entsprechend mager fielen die Beobachtungen aus, ganz ähnlich wie gestern Nachmittag.

Nach dem Frühstück und einem kurzen Shopping fuhren Lamba, Harish und ich zum Büro des Forest Office. Nach kurzem Warten wurden wir dort von dem verantwortlichen Officer Mr. Reddy empfangen. Wir wollten von ihm die Gründe hören, warum Track 2 um die drei Seen im Herzen des Parks gesperrt sei. Er sagte uns, das Forest Ministry hätte dies so verfügt, um den Tigern die notwendige Ruhe für die Paarung und Jungenaufzucht gewährleisten zu können. Dort sei es nämlich immer wieder zu einer Massierung von Fahrzeugen gekommen, auch wenn diesen andere Routen zugeteilt worden seien. Die Touristen schreckten auch nicht davor zurück, den Drivern und Rangern hohe Geldbeträge - bis zu 100.- US$ - zu bieten, damit sie an einen der Seen fahren könnten. Die Sperre werde noch ca. 3 Monate aufrecht erhalten. Doch wir hätten auch so intakte Chancen, einen Tiger zu sehen, wie die letzten Tagesrapporte seiner Rangers bewiesen. Zum Schluss fragte er, was er für uns tun könne. Ich sagte ihm, wir hätten Verständnis dafür, wenn er zu Gunsten der Tiger zu unpopulären Massnahmen greifen müsse, doch sollten dann andere Varianten zur Verfügung stehen und die Besucher zumindest entsprechend orientiert werden.

Mr. Reddy zeigte uns Pläne, nach denen andere Seen erschlossen werden sollten. Auf unsere Frage wann, meinte er in ungefähr zwei Monaten. Er wäre für weitere Vorschläge dankbar und werde unsere Anregung, wenigsten die Besucher über die Gründe der Sperrung durch entsprechende Anschläge zu orientieren, sofort umsetzen. Ich entgegnete ihm, dass wir den Besuch des Ranthambhore Nationalparks im Internet bis jetzt empfohlen hätten, nun aber gezwungen seien, Korrekturen anzubringen.

Es ginge schliesslich nicht an, Touristen aus Europa in einen Nationalpark zu schicken, dessen attraktivster Teil mit den im Wasser grasenden Sambars gesperrt sei. Im übrigen betonte ich mehrmals, wir hätten die Reise unter dem Thema ‚Indian Wildlife' und nicht ‚Indian Tigers' ausgeschrieben. Gesamthaft war das Gespräch jedoch , wie in Indien üblich, verlaufen. Ändern könne er im Moment gar nichts, der Entscheid liege sowieso beim Minister. Dennoch hoffe er, wir würden den Ranthambhore Nationalpark und Indien wieder besuchen.

Es ist einfach schade, wenn ein solch weltberühmter Park, der wegen seines Wildreichtums schon den Mogulherrschern des 16. Jahrhunderts als Jagdgebiet gedient hatte, 1957 unter Schutz gestellt und 1981 zum Nationalpark ausgerufen wurde, so willkürlich verwaltet wird. Es ist auch durchaus verständlich, dass nicht die gesamten 392 km2 für die Touristen zugänglich gemacht werden können, damit empfindliche Tierarten und Individuen die Möglichkeit haben, sich in ungestörte Bereiche zurückzuziehen. Dies ein übliches Vorgehen, das in verschiedenen Parks, darunter auch im Kanha Nationalpark, mit Erfolg praktiziert wird. Dort hat sich mittlerweile ein Gleichgewicht eingependelt und sowohl die Besucher, als auch die Parkbewohner wissen genau, was sie erwartet.

Als wir Mrs. Singh Rathore von unserem Gespräch erzählten, meinte sie, dies sei alles Quatsch. Die Tiger zögen ihre Jungen bevorzugt während der Monsunzeit auf und die von der indischen Regierung eingeladene BBC sei wegen des zu hohen Preises, den sie hätten bezahlen sollen, vergrault worden und sie die Hoteliers hätten bereits beim Minister Druck gemacht, dass Track 2 demnächst wieder geöffnet werde. Aber wir müssten unbedingt einen Brief ans Ministerium schreiben mit Kopien an sie und an den WWF.

Auch am Nachmittag konnten wir mit unseren beiden Fahrzeugen nicht dieselbe Strecke fahren. Nelly, Dorothee, Walter, Alfred, und ich fuhren auf Track 4 ein und wechselten dann auf Track 3, während Nicole, Doris, Beat und Andy mit Lamba in der umgekehrten Richtung fuhren. Auf halbem Weg, bei einem Rangerposten trafen wir uns und schauten eine Weile lang balzenden Bülbüls und Kohlmeisen an der Wasserstelle zu. Auf dem Track 4 sahen wir einige Blue Bulls oder männliche Nilgau-Antilopen und Sambar-Hirsche aus nächster Nähe und einige seltene Perlspornhühner. Wie wir später zu Hause erfuhren, hatte die andere Gruppe kurz nach dem Halt eine Tigerin angetroffen, die auf der Strasse lag. Diese habe sich nach einiger Zeit erhoben und sei dann ganz gemächlich im Gebüsch verschwunden. Das ganze Schauspiel habe etwa 5 Minuten gedauert. Beat habe 27 Bilder schiessen können und in der Zwischenzeit seien vier weitere Jeeps angefahren gekommen.

Auf der Staatsstrasse nach Sawai Madhopur stiessen wir auf ein Fahrzeug, dessen Insassen gebannt auf den Nationalpark begrenzenden Hügelzug starrten. Tatsächlich gelang es uns ebenfalls, kurz die Gestalt eines Leoparden gegen den Abendhimmel auszumachen, als dieser sich plötzlich bewegte. Die Katze war wahrscheinlich, wie schon oft, auf dem Weg zu den knapp ausserhalb des Parks liegenden Dörfern und Siedlungen, um sich dort eines der leicht zu erbeutenden Haustiere zu holen.

Spät abends rief Peter von Arx noch an, um sich nach unserem Befinden zu erkundigen. Er hatte unterdessen eine grössere Mängelliste der Clipper Holidays über die Tour in Südindien erhalten und plant nun eine Zusammenkunft mit Vertretern der Meridian und dem Air India Manager Ende März in der Schweiz.

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